Mein Name ist Sven Finster und ich bin Initiator des SoulSound Festivals und Gründer des Vereins Seelenklang e.V. sowie des Podcastes “schweigen ist silber - reden ist gold”. Wie Eingangs erwähnt nahm sich meine Frau im Jahr 2019 das Leben und ich musste von jetzt auf gleich lernen, diesen Schmerz, dieses Leid und diese Erinnerungen in mein Leben zu integrieren. Doch wieso war meine Frau suizidal? Sie hatte komplexe psychische Erkrankungen, die sie selbst mit mir nur sehr sporadisch erörtert hat. Bereits während ihrer Erkrankung, insbesondere jedoch nach ihrem Tod, begann ich damit, mich intensiv mit Themen wie Depressionen, Burnout, Borderline bzw. Suizidprävention und psychsicher Gesundheit im Allgemeinen zu beschäftigen. Dabei musste ich schmerzlich feststellen, dass all diese Themen maximal relevant und zugleich maximal unangenehm für die Gesellschaft sind. Aus diesem Grund, und auch, um meine persönliche Trauer besser verarbeiten zu können, rief ich einen Podcast ins Leben. In diesem Podcast darf jeder das sein, was er gern möchte. Egal ob stiller Zuhörer, Experte oder Facharzt auf bestimmen Gebieten, Suizidhinterbliebener oder selbst psychisch erkrankt bzw. suizidal. Jeder hat die Möglichkeit seine Geschichte, seine Erfahrungen und seine Expertise einzubringen und auf diesem Wege viele Menschen zu erreichen und mit mir ins Gesprächzu kommen. Ein Fakt, auf den ich besonders stolz bin, ist, dass der Podcast es geschafft hat, suizidale Personen bis heute nachhaltig vom Suizid abzuhalten. Das war zwar etwas, was ich mir nur in meinen künsten Träumen ausgemalt hatte, aber umso stolzer bin ich, dass wir alle gemeinsam so etwas unglaubliches erreicht zu haben.
2023 kam ich dann an den Punkt, an dem ich gemerkt habe, dass es zwar absolut Sinn macht, innerhalb der Blase psychisch erkrankter Personen diesen Podcast zu publizieren, ich jedoch diese Themen, wie zum Beispiel psychische Gesundheit und Suizidprävention, wesentlich mehr in die Öffentlichkeit bringen muss. Hintergrund hierbei war die noch immer fehlende Akzeptanz bzw. das Verständnis von psychischen Erkrankungen als eben solche. Ich habe festgestellt, dass es auch im Jahr 2023 noch immer ein Tabu ist, über psychische Erkrankungen oder gar über Suizidalität zu sprechen. Wenn man es dann doch machte, konnte man das Unwohlsein seines Gegenübers regelrecht spüren. Aus diesem Grund initiierte ich eine Spendenaktion an deren Ende ich, unterstützt durch verschiedene Sponsoren, einen Marathonmarsch von Sömmerda über Nordhausen nach Leipzig zur Deutschen Depressionshilfe durchführte. Den Spendenscheck konnte ich nach sechs Tagen vor Ort in Leipzig überreichen und gemeinsam mit einem guten Freund außerdem viel Aufmerksamkeit generieren. Wir sind unterwegs mit unzähligen Leuten ins Gespräch gekommen und konnten so nicht nur eine Spendensumme von 5.000,- Euro an die Stiftung überreichen, sondern vielmehr auch den Fokus vieler verschiedener Menschen zumindest kurz auf diese wichtige Thematik legen. Noch während des Mammutmarsches überlegte ich, in welcher Form ich im Jahr 2024 Spenden sammeln könnte. Ein kurzes Brainsorming mit meinem Begleiter folgte und es war klar, dass ich versuchen werde, ein Festival ins Leben zu rufen, welches sich zum einen dieser Themen widmen und zum anderen jedoch einfach einen entspannten Abend bescheren sollte.
Musik transportiert Emotionen, wie vermutlich kaum ein anders Medium. Nach einigen Monaten der Überlegung “mach ich es wirklich?” oder “gehe ich dieses (finanzielle) Risiko tatsächlich ein?” habe ich mich jedoch dazu entschlossen, dass ich mit der Unterstützung vieler unglaublich toller Menschen einfach alles schaffen kann. Im Februar 2024 gründete ich also mit sechs wahnsinnig enthusiastischen und empathischen Menschen den Verein “Seelenklang e.V.”, welcher letztlich als Veranstalter des hiesigen Festivals geführt wird. Also lasst uns am 31.08.2024 einen entspannten, geselligen Abend mit wirklich guter Live-Musik haben. Lasst uns ins Gespräch kommen, lasst uns den Austausch mit verschiedenen Institutionen, Vereinen oder Stiftungen kommen. Aber lasst uns auch wissen, wofür die Einnahmen der Tickets letztlich genutzt werden und was wir alle mit diesem Festival erreichen können: nämlich der Enttabuisierung der Themen “psychische Erkrankungen” und “Suizidalität”. Der Gewinn, welcher aus den Einnahmen der Tickets generiert wird, geht auch dieses Jahr wieder zu 100% an die Stiftung Deutscher Depressionshilfe, um diese zu unterstützen, sodass wir irgendwann an den Punkt kommen, an dem Betroffene offen über ihre Erkrankungen reden können. Ganz ohne verurteilt oder herabgesetzt zu werden. Denn: so schlimm das Leben auch manchmal sein mag, es ist immer besser als die Alternative.
Love
Sven